Abenteuer Kairo –
eine Woche Tierheimtierarzt bei ESMA

Im März 2014 reiste Tierärztin Bettina Müller, zusammen mit Straßentiere in Not e.V.-Mitgliedern nach Kairo, um eine Woche vor Ort bei ESMA zu helfen. Sie verfasste für uns einen kurzen Bericht, um über ihre Eindrücke und Arbeit zu berichten.

Ich heiße Bettina Müller und bin selbstständige Tierärztin in Augsburg. Vor ein paar Monaten erweckte ein Ägyptisches Tierhilfsprojekt meine Aufmerksamkeit, die Egyptian Society of Mercy for Animals, kurz ESMA. Hierbei handelt es sich um den Zusammenschluss mehrerer ägyptischer und in Kairo lebender europäischer Frauen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die Bedingungen der Tiere von Kairo zu verbessern. ESMA leitet daher nicht nur zwei Auffangstationen für verletzte, vergiftete und kranke Hunde und Katzen, sondern leistet auch Aufklärungsarbeit in Schulen und im Zoo von Kairo oder führt beispielsweise Fütterungsaktionen für die Pferde der Touristenführer an den Pyramiden durch. In der Hunde- und Katzenstation von ESMA befinden sich zur Zeit mehr als 1100 Tiere. Sämtliche Kosten müssen allein durch Spenden gedeckt werden.

ESMA versucht angestrengt, Hunde und Katzen an neue Besitzer in Kairo zu vermitteln, aber die Kleintierhaltung ist in Ägypten nicht sehr weit verbreitet. Deshalb werden auf Anfrage auch Tiere ins Ausland vermittelt, nachdem sie zuvor auf Krankheiten und Tollwut getestet worden sind. Hierzu werden dringend sogenannte „Flugpaten“ gesucht, die die Tiere in ihr neues Zuhause begleiten. Soviel als kurze Einführung.

Da ich schon immer mal was wirklich Sinnvolles mit meinem Beruf machen wollte ( und außerdem noch nie in Ägypten war ) buchte ich also zusammen mit drei Freunden aus Norddeutschland, die ich zuvor eigentlich nur per Email und Telefon kannte, einen Flug nach Kairo. Aufgrund der riesigen Menge an Tieren, der sehr knappen finanziellen Mittel und meiner Erfahrung, wie respektlos in vielen Ländern mit Tieren umgegangen wird, hatte ich mich vorsichtshalber auf das Schlimmste eingestellt. Ich muss sagen ich war positiv überrascht. Natürlich ist die Hunde- und Katzenstation durch Aufnahme der vielen verletzten und kranken Tiere völlig überfüllt, aber die angestellten Arbeiter tun ihr Möglichstes um die Unterbringungen sauber zu halten und die Tiere gesund zu pflegen. Und damit meine ich jetzt nicht “gesund streicheln”, sondern die Arbeiter spülen Wunden, wechseln Verbände, geben Injektionen und legen sogar Infusionen, und das mit einer Technik und Sicherheit, die jeden Tierarzt unter diesen Feldbedingungen neidisch werden lassen könnte.

Ich habe viel erlebt diese Woche in Kairo.

Ich war überrascht wie absolut gutmütig und freundlich die Hunde und wie zutraulich die Katzen in den Stationen sind, obwohl sie sich zuvor ein Leben lang auf der Straße durchgeschlagen haben. Betritt man das Tierheim wird man fast überrannt von Vierbeinern, die alle gestreichelt und geknuddelt werden wollen. Ich habe auch viel Leid gesehen unter den frisch aufgenommenen Tieren, angefahrene und vergiftete Tiere, querschnittsgelähmte Hunde und unglaubliche Wunden. Aber auch die Erfolge, die die Angestellten mit ihren Behandlungsmethoden erzielen. Und ich war froh, dass ich neben der Behandlung der vierbeinigen Patienten, der Instruktion der beiden Teilzeit-Tierheimtierärzte und der Kastration von insgesamt 23 Kätzinnen und 2 Katern auch noch dazu kam die Stadt anzuschauen, auch um abschalten zu können bevor einem alles über den Kopf wächst.

Und so sitze ich jetzt nach einer Woche Abenteuer im Flieger nach Hause und hoffe, dass ich ein klein wenig helfen konnte … und im ”Handgepäck” der Straßenhund „Wahid“ von ESMA, der bei einer meiner Kundinnen ein tolles neues Zuhause bekommen wird. Mein schönstes Souvenir.